Das Bloggermärchen

 

Ein Bloggermärchen? Was soll das denn? Da jetzt Ferien sind und ich etwas Zeit habe, habe ich beschlossen, ein Märchen zu schreiben, so als Ersatz für die Schulhofkolumne. Schließlich ist in der Bloggerszene einiges los und ich denke, da findet man sicher gute und unterhaltsame Stories. Nicht immer märchenhaft, aber trotzdem interessant. Ihr wisst ja, dass mich oft der Alltag und die Menschen um mich herum inspirieren. Und dann lasse ich meiner Phantasie einfach freien Lauf… Also, wie immer: Wer sich hier irgendwie wiederfindet und angegriffen fühlt, keine Sorge, alles reiner Zufall! 😉

Und eine Anleitung zum erfolgreichen Bloggen ist das hier auch nicht. Wieso auch? Es ist ja ein Bloggermärchen! Kann’s losgehen?

Charlis erstes Bloggermärchen

Es war einmal ein hübsches Mädchen, dass in einem Dorf am Rande von Deutschland groß wurde. Sie hatte alles, was ein Kind sich wünschen konnte und doch war unser Mädchen sehr unglücklich. Überall las sie Geschichten von Berühmtheiten dieser Welt, wie sie sich immer neue Sachen kauften und die Welt bereisten. Das wollte sie auch!

Aber ihre Freunde konnten das nicht verstehen und auch ihre Eltern wollten ihr immer wieder erklären, dass dies nicht das wirkliche Leben ist. Sie machten sich große Sorgen um ihre geliebte Tochter und versuchten sie mit anderen Dingen abzulenken. Doch es half nichts. Der Wunsch, auch einmal so berühmt zu sein, war größer und so zog unser kleines Mädchen, was inzwischen zu einer schönen jungen Frau heran gewachsen war, in die Welt hinaus.

Sie hatte gehört, dass es inzwischen viele junge Frauen gab, die ihren aufregenden Alltag mit der Welt teilten. Eine neue Spezies war geboren, die von allen nur noch ganz ehrfürchtig „Blogger“ genannt wurde. Sie schrieben über alles was ihnen so passierte, oder auch über die schicken Kleidchen, die sie sich gerade gekauft hatten, machten tolle Fotos oder zeigten sich in stylischen Videos.

Schicke Designertaschen und ständig eine Shoppingtüte im Arm... Wer kann dazu schon "Nein" sagen?
Schicke Designertaschen und ständig eine Shoppingtüte im Arm… Wer kann dazu schon „Nein“ sagen?

Tagelang konnte sich unser kleines Mädchen damit beschäftigen, was die berühmten Blogger dieser Welt wieder so erlebt hatten, oder auf welcher Party sie in ihren aufregenden Outfits gesehen wurden. ‚Es war so viel spannender, dieses Leben von denen‘, dachte sich unser Mädchen und beschloss auch einen Blog zu gründen.

Sie arbeitete Tag und Nacht und noch nie im Leben war ihr etwas so wichtig, wie ihr Blog. Natürlich war es nicht immer leicht und sie musste auf vieles verzichten, aber mit der Zeit kamen die ersten Erfolge. Es gab mal hier und da ein kostenloses hübsches Armband und sie bekam die ersehnten Einladungen zu den Mode-Events.

Tolle Läden, tolle Mode, tolle Menschen.... Das kann einen manchmal ganz schön verrückt machen, selbst im Bloggermärchen - Land
Tolle Läden, tolle Mode, tolle Menschen…. Das kann einen manchmal ganz schön verrückt machen, selbst im Bloggermärchen-Land

Ein aufregendes Leben begann.

Jetzt war unser Mädchen wirklich glücklich. Das erste Mal in ihrem Leben. Sie hatte sich verändert, ihre Frisur, ihren Kleidungsstil, alles. Und sie bekam Nachrichten von anderen jungen Mädchen, die so dachten, wie sie selbst. Sie wollte ihnen helfen. Sie wollte ein Vorbild sein, ihnen zeigen, dass man wirklich alles erreichen kann, wenn man nur fest daran glaubt.

Mit der Zeit merkte unser kleines Bloggermädchen allerdings, dass die Welt in die sie sich so sehr hinein gewünscht hatte, gar nicht so toll war. Die Menschen dort waren nicht glücklich und fröhlich. Nein, sie waren oft unzufrieden und sie waren gemein. Sie duldeten unser kleines Mädchen nicht in ihrer Welt.

Sie wollten sie dort nicht haben.

Manche Dinge scheinen erstrebenswerter, als sie es dann tatsächlich sind. Das wußte auch schon die kleine Charli. ;)
Manche Dinge scheinen erstrebenswerter, als sie es dann tatsächlich sind. Das wußte auch schon die kleine Charli. 😉

Was sollte sie tun? Aufgeben? Nein, sie war so weit gekommen! Und in ihre alte Welt konnte sie auch nicht zurück, also weitermachen. Noch härter arbeiten! Und vor Allem, sie musste aufhören, an all das Gute zu glauben. Die Welt war nicht gut, sie war gemein, also musste man gemein sein, um vorwärts zu kommen. Mit ihren freundlichen Geschichten über ihr kleines Bloggerdasein ging das nicht, es mussten neue Storys sein.

Ja, genau, bei den anderen führten ja offen ausgetragene Streitereien auch immer zu großer Bekanntheit. Aber mit wem sollte sie sich streiten? Die berühmten Blogger würden sie gar nicht beachten, geschweige denn eine Diskussion mit ihr führen. Sie musste vielleicht etwas schwierigere Themen auf ihrem Blog ansprechen und warten ob es ein paar Leser interessiert. Auf anderen Blogs wurde es da teilweise ganz schön hitzig, wenn sich die Leser untereinander beschimpften. Unser Bloggermädchen war inzwischen der Meinung, dass manche Blogs erst durch diese Streitigkeiten berühmt wurden.

So schrieb sie eine Menge Artikel mit streitbarem Inhalt und wartete ab. Ja, es kamen ein paar böse Kommentare, aber so ein richtiger Streit wurde es nicht. Und berühmt wurde sie auch nicht, niemand interessierte sich dafür, außer vielleicht ein paar ihrer treuesten Leser, meist auch kleine Bloggermädchen, die sich in den Texten irgendwie wiederfanden.

Und wie in einem richtigem Märchen musste natürlich auch unsere Heldin sich nun verändern:

Sie wurde böse.

Ja, genau wie in einem richtigen Märchen wird auch die Heldin aus unserem Bloggermärchen erstmal böse. Na, klar, damit am Ende wieder alles gut ist. Logisch! Ist doch ein Bloggermärchen!

Nach ihrem letzten Blogpost wartete sie auf Kommentare, aber keiner war wirklich böse. Alle Leser wollten nur ihre ganz eigenen Ansichten mitteilen und wünschten unserem Bloggermädchen viel Glück. Wie sollte sie da einen Streit „vom Zaum brechen“, also war guter Rat teuer. (Sprichwörter und Märchen, das gehört doch einfach zusammen, oder? Übrigens gibt es eine Menge Diskussionen darum, ob es der Zaun oder der Zaum ist, von dem der Streit ausbrechen soll.)

Und so griff sich unser Bloggermädchen einfach den unschuldigen Kommentar einer Vierzehnjährigen heraus und drehte alles Geschriebene um. Zack, wurde aus einer Meinung eine Anfeindung und das kleine vierzehnjährige Mädchen wusste gar nicht, wie ihm geschah. Es versuchte sich kurz noch zu erklären, musste aber feststellen, dass es nichts nützte und schrieb von Stund‘ an keine Kommentare mehr.

Unserer Bloggerin brachte auch dies nicht den gewünschten Erfolg und sie verärgerte mit der Zeit immer mehr ihrer treuen Leser. Bald hatte keiner mehr Lust ihren Blog zu lesen, brachte er doch nur schlechte Laune und Missgunst.

Aber es wäre ja kein Märchen, wenn es nicht doch ein gutes Ende mit unserem Bloggermädchen nehmen würde.

Alles wird gut, natürlich auch in unserem Bloggermärchen!

Eines Tages, als sie schon all ihre Hoffnungen aufgegeben hatte, saß unser Bloggermädchen auf einer Bank und dachte nach. Da setzte sich ein junger Mann neben sie und fragte, warum sie denn so traurig sei. Sie erzählte ihre Geschichte und sie unterhielten sich lange. Der junge Mann lud sie zu einer Party am selben Abend ein.

Unser Mädchen machte sich natürlich besonders schick und als sie auf der Party auftauchte, merkte sie, dass sie sich inmitten der berühmtesten Bloggerinnen der Welt befand. Sie wurde etwas unsicher und wieder kamen die Zweifel, denn auch von dem freundlichen Mann aus dem Park fehlte jegliche Spur.

Unsere kleine Bloggerdame kam sich verloren vor, aber trotzdem blieb sie und beobachtete das Treiben. Und ganz plötzlich wurde es still im Raum und alle schauten sie an. Was war denn jetzt los? Sie bekam Angst und wollte gehen, nirgends fühlte sie sich willkommen. Doch da stand plötzlich ihr Bekannter vom Nachmittag vor ihr und erklärte, dass er der Inhaber einer sehr großen Bloggerschule sei und diese Party veranstaltete, um jungen Nachwuchs für seine berühmte Schule zu suchen. Und…

Ja, und dreimal dürft ihr raten…

Genau, unser kleines Bloggermädchen wurde natürlich eine gefeierte Nachwuchsbloggerin, heiratete den Bloggerschulen-Prinzen und sie lebten glücklich bis an ihr Ende.

Nein, das ist weder unser kleines Bloggermädchen, noch der Bloggerschulen-Prinz. Aber wer das Bild schon kennt, weiß bereits: Das bin ich mit meinem Bruder und im Hintergrund seht ihr ein Banksy Werk in London, Shoreditch. Ich finde die Geschichte von Banksy ja auch märchenhaft und so schön geheimnisvoll. :)
Nein, das ist weder unser kleines Bloggermädchen, noch der Bloggerschulen-Prinz. Aber wer das Bild schon kennt, weiß bereits: Das bin ich mit meinem Bruder und im Hintergrund seht ihr ein Banksy-Werk in London, Shoreditch. Ich finde die Geschichte von Banksy ja auch märchenhaft und so schön geheimnisvoll. 🙂

Ja, und die Moral des Bloggermärchens: Lebe deinen Traum, aber lass dich durch ihn nicht kaputt machen!

So, und jetzt wieder ab in die Realität meine Freunde. Bloggermärchen gibt es nicht, oder vielleicht doch? Wer weiß, aber es sind Ferien! Das ist doch märchenhaft genug, oder?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Gefällt Dir der Post? Dann kannst Du ihn gerne in Deinem Netzwerk teilen!

Wetere Artikel von mir: