Ein Schüleraustausch ist auch immer eine kleine Herausforderung an unsere Anpassungsfähigkeit.

Eindrücke vom Schüleraustausch: Typisch Deutsch, oder einfach nur schlechte Erziehung?

Da die letzte Woche ganz im Zeichen meines Schüleraustausches stand, hatte ich nicht viel Zeit zum Bloggen. Doch mir sind in diesen Tagen ein paar Dinge aufgefallen und um die wird es im heutigen Post gehen. Eigentlich ist es mir auch schon in Budapest aufgefallen, dass einige meiner deutschen Mitschüler wohl eine ganz andere Vorstellung von einem Schüleraustausch hatten als ich. Deshalb habe ich bisher auch noch keinen Post zu unserem Aufenthalt in Budapest geschrieben, ich wollte erst noch ein paar Gedanken ordnen. Ja, und so habe ich einfach abgewartet bis die ungarischen Schüler bei uns zu Gast waren.

Für mich war das mein erster Schüleraustausch überhaupt und es war absolut großartig!

Doch an meiner Einleitung hat der aufmerksame frischgelesen.de Leser natürlich schon bemerkt: Es gibt ein „Aber“ – ganz genau und zwar ein großes! Bereits in Budapest gab es einige deutsche Schüler, die offensichtlich überhaupt kein Interesse am Kennenlernen der ungarischen Schüler hatten. Im Gegenteil, sie haben den Aufenthalt in Ungarn lediglich dazu genutzt, mit ihren deutschen Freunden abzuhängen. Und dass irgendwie „die Chemie nicht stimmte“, konnte auch nicht die Erklärung sein, denn manche haben sich erst gar nicht die Mühe gemacht, ihre Gastgeber kennenzulernen.

Warum fahren diese Schüler eigentlich zum Schüleraustausch? Wegen der kostenlosen Unterkunft, oder was?

Ich will hier gar nicht ins Detail gehen, was sich einzelne deutsche Schüler da so geleistet haben, aber ich habe mich teilweise etwas geschämt. Denn der Eindruck, den solches Verhalten hinterlässt, fällt irgendwie auf uns alle zurück. Auf uns Deutsche nämlich und das passt mir nicht! Zumal es auch ungerecht wäre, denn der Großteil unserer Schüler waren tolle Gäste und ebenso gute Gastgeber. So wie es sein sollte. Aber es gab eben auch die Ausnahmen und die beschäftigen mich heute.

So viele Fragen die mich nach unserem Schüleraustausch beschäftigen.
Was ist denn nun typisch Deutsch? Wie sieht uns die Welt? Weltoffen, oder schlecht erzogen?

Wir haben das alles zu Hause viel besprochen und überlegt, ob es ein typisch deutsches Verhalten ist, oder ob diese Kinder einfach nur schlecht anders erzogen sind. In Frankreich habe ich mich mit einer Engländerin aus Cambridge unterhalten, die genau die gleichen Erfahrungen mit ihrer Austauschschülerin in Hamburg gemacht hatte. Auch die Hamburgerin hat ihre englische Austauschschülerin einfach links liegen gelassen und die Zeit mit ihren Hamburger Freundinnen verbracht. Das hat mich erschrocken, sehr sogar.

Sind fehlende Sprachkenntnisse vielleicht die Ursache, oder ist es einfach Unsicherheit?

Nicht für jeden bedeutet Unbekanntes ja etwas Tolles. Es gibt sicher auch Teenager, die lieber in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und fremden Menschen oder Kulturen gegenüber eher misstrauisch sind. Und eigentlich ist so ein Schüleraustausch da auch genau das Richtige, um mal über den eigenen Horizont zu schauen. Aber man muss sich natürlich darauf einlassen, sonst wird es für beide Seiten eine Enttäuschung.

Für mich war das Spannendste am Schüleraustausch, dass ich auf diese Weise den ungarischen Alltag miterleben durfte und neue Leute kennengelernt habe. Neue Freunde in der Welt sind doch das Beste überhaupt, oder? Ich nehme nicht an so einer Reise teil, um die ganze Zeit mit den Leuten zu verbringen, die ich sowieso jeden Tag sehen kann. Mein Ziel war es, neue Eindrücke zu sammeln und im Gegenzug auch meiner ungarischen Austauschschülerin viele schöne Erlebnisse zu ermöglichen.

Meine Stammleser wissen ja, dass ich gern und viel verreise, doch die Möglichkeit bei einer Familie vor Ort zu leben, ist nochmal etwas komplett anderes. Klar kann man überall auch einfach ein Hotel buchen und eine Stadt als Tourist erkunden, aber so ein Austausch gibt uns einfach einen tieferen Einblick in ein anderes Leben. Es ist auch eine kleine Herausforderung an unser Sozialverhalten und da sind wir offensichtlich alle noch ein bisschen lernfähig. 😉

Ein Schüleraustausch ist auch immer eine kleine Herausforderung an unsere Anpassungsfähigkeit.
Neues entdecken: Ja, auch Punkte und Streifen können harmonieren. Versteht ihr was ich damit sagen will?

Man ist bei einem Schüleraustausch mittendrin und diese Möglichkeit haben wir nicht immer, also sollten wir sie auch nutzen. Es ist wohl allerdings kein alleiniges deutsches Problem, wie ich herausgefunden habe. Denn es gab auch auf ungarischer Seite Schüler, die ihre Zeit eher mit den eigenen Landsleuten verbringen wollten. Vielleicht ist es ein Teenagerding, da sind Unsicherheiten ja an der Tagesordnung.

Ich bin etwas beruhigt: Nicht typisch deutsch also, nur typisch unsicher. Aber dagegen kann man ja etwas tun, oder?

Freundlichkeit passt immer, auch wenn wir nicht dieselbe Sprache sprechen. ;)
Generell sollten wir unser Verhalten anderen gegenüber manchmal überdenken.

Ich kann euch nur raten, lasst euch unbedingt auf so eine Erfahrung ein und springt mal über euren Schatten. Reisen und Menschen kennenlernen, ist besser als viele Lektionen in der Schule. Aber ich bin mir sehr sicher, dass meine Stammleser diese Einstellung mit mir teilen. Und die, die hier nur vorbei schauen, um Fehler oder falsche Töne zu finden, kommen vielleicht auch irgendwann hinter das Geheimnis, das Respekt der Schlüssel zum Glück ist. Das hatten wir zwar  hier schonmal, kann man aber nicht oft genug sagen. 😉

Kann passieren, nur nicht die Laune verderben lassen. Und immer schön höflich bleiben, Leute!
Wir sollten öfter mal neue Wege gehen. Hier haben wir allerdings in Zürich die falsche Richtung eingeschlagen und uns verlaufen. Ha, ha…

Ich habe jetzt jedenfalls ein paar tolle Freunde in Budapest. Und wenn es klappt, werde ich mit einer Freundin, die auch am Austausch teilgenommen hat, im Februar vielleicht nach Ungarn fliegen, um unsere Austauschschüler zu besuchen. 🙂 🙂 🙂

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2 Responses to "Eindrücke vom Schüleraustausch: Typisch Deutsch, oder einfach nur schlechte Erziehung?"
  1. Schöner Post!!! 🙂 Mir hat der Austausch auch sehr viel gebracht und viel Spaß gemacht. Ich finde es auch gut, dass du auch die mit erwähnt hast, die nicht den Sinn des Schüleraustausches verstanden haben. So können zukünftige Austauschschüler schon mal erfahren, was sie tun und nicht tun sollten. :“)

    • Hach, ja… wir hatten wirklich zwei tolle Wochen. Und ich hoffe, wir werden noch einige mit unseren neuen Freunden erleben! 🙂
      und wir gehen mit gutem Beispiel voran. 🙂
      Liebe Grüße, Charli

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