Besteht unsere Generation hauptsächlich aus angepassten Langweilern?

Naja, wenn ich meine Eltern manchmal höre, wohl schon.  Sie finden unsere Generation langweilig und farblos. Alle sehen gleich aus, keiner rebelliert so richtig und vor allem finden sie unsere Jugend so unentschieden. Was ich mir hier zu Hause manchmal so alles anhören kann…

Allein schon, wenn wir Mädels uns verabreden, empfinden Mami und Papi das oft als Zeichen unserer Unentschlossenheit. Da wird der Termin fünfmal umgeändert und am Ende können zwei dann doch nicht und die anderen wollen nicht mehr. WhatsApp macht’s möglich. Jede Sekunde eine neue Idee Nachricht. Da kann man seine Meinung ganz easy immer schön der Mehrheit anpassen. Also, wenn X nicht kommt, dann komme ich auch nicht. Kennt ihr das?

Ich denke, dass an manchen Dingen, die meine Eltern so in Frage stellen, doch einiges dran ist. (Würde ich natürlich nie so einfach zugeben. ;))

Nehmen wir mal unser vielgeliebtes Instagram: Nicht nur die Mädels, sondern auch ihre Wohnungen, Hunde, Müslis… Alles sieht gleich aus! Selbst die Posen auf den Fotos sind identisch. Ich muss manchmal wirklich nachsehen, wen ich mir da gerade anschaue. Wie soll uns das inspirieren, oder vielmehr wozu? Und trotzdem schauen wir uns den Mist an. Haben zwar längst durchschaut, dass es eigentlich eine Dauer-Werbesendung ist und wir eigentlich nur dazu gebracht werden sollen, irgendetwas zu kaufen.

Mit dem realen Leben haben die contourierten und retuschierten Gesichter doch oft nicht viel zu tun. Und das ist eigentlich auch gut so, oder?

Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass wirklich anspruchsvolle und aussagekräftige Fotos es auf Instagram eher schwer haben. Und in einer Studie wurde auch tatsächlich herausgefunden, dass die durchschnittliche Instagram-User Aufmerksamkeit bei weniger als acht Sekunden für ein Bild liegt. Der notorisch defokussierte Goldfisch hat eine Aufmerksamkeitsspanne von neun Sekunden. Was sagt uns das? Wir sind defokussierter oder blöder als ein Goldfisch – zumindest denkt Instagram das. Na toll!

Liest jetzt überhaupt noch einer mit? Acht Sekunden dürften ja jetzt schon um sein.

Perfekt für Instagram! :)
Schönes Klischee-Bild oder? Beine, Müsli… Verstanden! In weniger als 8 Sekunden!
Gar nicht malerisch. Und der Tisch ist meist auch nicht so aufgeräumt. ;) Und es ist okay, oder?
Die Wirklichkeit sieht dann aber so aus! Müsli essen wir im Schlumper-Look am Tisch.

Deshalb funktionieren eben Bikini Fotos, oder nackte Hintern, Teetassen, was auch immer wir in weniger als acht Sekunden kapieren. Dies erklärt wahrscheinlich auch das Phänomen der vielen gleichaussehenden Instagram-Berühmtheiten. Wenn ich mir ab und zu mit Mami so eine Insta-Storie anschaue, ist sie nach spätestens einer halben Minute genervt. Das ist nichts für sie! Mami sagt immer, wenn ihr eine Freundin am Telefon solche Banalitäten erzählen würde, wie wir Teens uns bei Instagram oder Snapchat freiwillig von Fremden anhören, würde sie auflegen und nie wieder dort anrufen. Sie redet dann immer von kostbarer Lebenszeit und so… 😉

Auch bei der Musik ist es ähnlich. Es klingt vieles gleich.

Die Girls stehen auf Typen wie Justin Bieber. Jungs, die sich als Bad Boy verkleiden und singen wie ein Mädchen. Meine Eltern machen sich regelmäßig lustig darüber. So Bands, die musikalisch aus der Reihe tanzen, sind eher selten. Oder wir hören sie einfach nicht, weil wir vor unseren Handys sitzen. Wir sollten wirklich mehr rausgehen und schauen, was es noch so gibt. Ich habe mir das jedenfalls fest vorgenommen, nachdem ich am Wochenende diese Entdeckung gemacht habe.

Das Leben ist besser als Insta-Stories! ;)
Auftritt von „Berlin Syndrome“ bei der „Langen Nacht der Malerei“ im Kloster.

Es ist echt nicht immer leicht, das Kind meiner Eltern zu sein. Sie finden, der Soundtrack unserer Generation klingt wie Schlagermusik. Wie ihr euch sicher denken könnt, ist dies kein Lob.

Und manchmal spielen sie mir dann etwas aus ihrer Zeit vor, also so ungefähr hundert Jahre alte Songs. Die sind jetzt auch nicht alle toll, aber sie sind anders und manches ist schon ein bisschen cool. Da muss ich ihnen manchmal Recht geben. Ich würde meinen Eltern so gern mal eine coole Band unserer Generation vorspielen und sie überzeugen. Aber ich habe echt keine Idee, wen ich da nehmen sollte. Habt ihr vielleicht einen Tipp?

Unsere Generation hat so viele Möglichkeiten, wie nie zuvor, wird immer behauptet.

Aber vielleicht ist ja genau das unser Problem, wir können uns einfach nicht entscheiden. Wir haben zu viele Möglichkeiten und dann immer die Angst uns falsch zu entscheiden. Also entscheiden wir uns einfach gar nicht. Das ist wie in einem Laden mit 100 Eissorten, man hat immer das Gefühl, nicht das beste Eis zu bekommen.

Oder schmeckt das Eis in der anderen Eisdiele eventuell noch besser? Unsere Generation hat zu viele Eisdielen.
Hätte ich jetzt doch lieber Nuss-Nougat und Passionsfrucht nehmen sollen?

Und wenn wir mal so an die Schule denken, da wird Eigensinn und Individualität auch nicht unbedingt gefördert. Ganz im Gegenteil, bei den meisten Lehrern fährt man besser, wenn man sich schön unauffällig gibt. Ihr kennt das sicher, oder? 😉

Dabei dachte ich eigentlich, dass unsere Generation ganz besonders ist!

Na klar, das denkt sicher jede Generation von sich. Aber schaut euch doch die nachdenklichen Sprüche an, die jedes Mädchen unserer Generation so postet. Oder die politischen Statements, wir wirken doch so wahnsinnig nachdenklich. Ja, aber wir tun nichts! Da liegt wohl das Problem. Wir denken, dass allein das Posten eines schlauen Artikels über unsere Generation die Welt verändern wird. 😉

Ja, okay, Problem erkannt! Ab jetzt werde ich die Welt verändern und darum kann ich jetzt hier nichts mehr schreiben. Ach, Quatsch! Ich kann beides! Aber ich habe nur 8 Sekunden Zeit. Und ihr so?

Womit fangen wir an? Und was hat unsere Generation eigentlich so drauf? ;)
Dann lasst uns mal zeigen, was wir so drauf haben.
10 Responses to "Besteht unsere Generation hauptsächlich aus angepassten Langweilern?"
    • Hallo Tina, das freut mich.
      Ja, ich denke, wenn man darüber nachdenkt, sollte es eigentlich allen klar sein. Ich werde jedenfalls versuchen kein Langweiler zu sein. 😉
      LG Charli

  1. Hey Charli, danke, dass du dein Gedanken mit uns geteilt hast! 🙂 Und ich muss dir wirklich rechtgeben, bei manchen Instagrammern, weiß ich auch nicht mehr, wer hier eigentlich wer ist. Wirklich alles ist gleich. Deko, Pose, Look. Gut, dass es immer noch Außnahmen gibt, wo es doch noch viel Inspiration gibt!

    Wünsche dir ein schönes Wochenende liebste Grüße ♥ Saskia – http://www.demwindentgegen.de

    • Hi Saskia,
      ja, dass ist wirklich manchmal verwirrend, alles ist gleich. Ich bin auch immer auf der Suche nach anderen Inspirationen und habe die Hoffnung, dass es mehreren so geht wie uns. 🙂
      LG Charli

  2. Also, ich muss dir und den anderen zustimmen, wobei ich wohl nicht mal mehr in „deine Generation“ reinfalle.

    In der Zeit als ich zwischen 14-18 war (das ist locker 10 Jahre her!), war tatsächlich noch alles viel individueller (zumindest in den Kreisen in denen ich mich bewegt habe) – Alle haben versucht anders auszusehen, viele haben sich ihre Klamotten selber genäht/gebastelt/zusammengewürfelt – hauptsache eben nicht „langweilig“ und individuell. Heute überkommt mich eher das Gefühl, dass alle danach streben sich ein Calvin Klein Höschen und ne Netzstrumpfhose zu kaufen, um erfolgreich in der Instagrammasse mitzuschwimmen. Der Fakt mit den 8 Sekunden ist interessant und erklärt einiges!

    Aber die Frage, die ich mir dann meist stelle ist: Hätten wir anders reagiert? Also, wenn ich mit 15 auch schon Instagram gehabt hätte (ich glaube mit 15 hatte ich gerade mal Internet im Allgemeinen), hätte ich dann nicht vielleicht genau das selbe gemacht? Mit Sicherheit. Als ich 17 war, hatte ich MySpace und plötzlich das ein oder andere Accessoire oder Klamotten, die ich eben auch von Fotos meiner MySpace Freunde kannte. Deine Generation ist sicher einfach ein guter Empfänger, um Konsumwünsche entstehen zu lassen und auf eine breite Masse auszulegen, damit -wie du mit ‚Dauerwerbesendung‘ schon richtig beschreibst- fleißig gekauft wird. Zum Glück hast Du das erkannt! 😉

    Und noch mal liebe Grüße an deine Eltern: Das mit der Musik stimmt ja wohl mal überhaupt gar nicht!!! Ich weiß jetzt leider nicht, welche Musikrichtung sie bevorzugen, aber es gibt sooo viel Musik, man muss seine Ohren nur mal abseits der gängigen Radiokracher offenhalten (die Songs, die in der Charts sind, hören sich tatsächlich alle gleich an!)

    Ich empfehle an dieser Stelle: SLAVES (us) / gibt auch eine gleichnamige Band aus UK, die aus Amerika sind aber meiner Meinung nach besser, denn Jonny Craig ist einer der besten Sänger unserer Zeit! Anhören! 🙂

    Liebst, Vickie

    • Oh, Vickie, das ist ja wohl der coolste und längste Kommentar, den ich je hatte. Und ich werde mir die Musik-Tipps gleich mal anhören, vielleicht kann ich meinen Eltern dann endlich mal was präsentieren. 😉
      Ja, ich denke auch, dass diese Dinge wie Insta&Co. auch früher die Jugend beeinflußt hätten. Aber es ist eben schade, dass es nicht dazu führt, dass wir uns alle geschmacklich „austoben“ und nicht am Ende gleich aussehen. Aber ohne dieses Sachen hätte ich eben keinen Blog und deinen Kommentar nicht. Ha, ha…
      Jetzt werde ich mir erstmal ein paar Inspirationen auf den Straßen von London holen. Heute steht die Tate Modern an und ich freue mich schon.
      LG Charli

  3. Liebe Charli,

    heute hinterlasse ich dir zur Abwechslung mal auf deinem Blog den Kommentar 🙂

    Ich mag den Post und er hat mich echt zum Nachdenken gebracht, nicht nur, weil ich lachen musste an den Stellen, wo du deine Eltern erwähnst (100 Jahre alte Songs XDD) sondern auch, weil es natürlich stimmt: vielleicht seid ihr ja so angepasst, weil es keine Tabus mehr gibt und nichts wogegen man rebellieren könnte. Ich glaube deine Generation ist einfach spießiger als die vor dir, so komisch das klingt.

    Übrigens finde ich auch, dass du für deine jungen Jahre echt prima schreibst! Chapeau!

    PS: 8 Sekunden sind ganz schön lang. Ich schaue mir ein Instagram Bild innerhalb von 0.8 Sekunden an 😀

    • Hallo liebe Masha,
      da freue ich mich, dass du mich hier besuchst und dass dir mein Artikel gefällt. Ja, wahrscheinlich gibt es nichts, wogegen wir rebellieren können. Also versuchen wir vielleicht mit unserer Angepasstheit anzuecken. Wir sitzen die Sache einfach aus. 😉
      Ha, ha, da habe ich richtig Glück, dass du nicht nach 0,8 Sekunden wieder weg warst. Danke dafür!
      Liebe Grüße
      Charli

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