Argil Castle Schreibmaschine

Letzter Teil der Regengeschichte (Juhu!)

Wer in Büchern nicht immer auf der letzten Seite anfängt, sollte erst einmal den ersten und zweiten Teil der Regengeschichte lesen.

Nochmal im Augill Castle... Schon wegen der Schreibmaschine war ich ganz verliebt in unsere Orangerie, in der wir dort wohnten!
Nochmal im Augill Castle… Schon wegen der Schreibmaschine war ich ganz verliebt in unsere Orangerie, in der wir dort wohnten!

 

 

Und dann wachte Emilia weinend und schweissgebadet auf. Als sie die Augen aufmachte, sah sie ihre Mutter am Bett sitzen, die ihr den Kopf streichelte und leise sagte: „Du hast schlecht geträumt mein Schatz. Ich habe dich ganz laut nach Grossmutter rufen hören und da bin ich gleich gekommen. Aber nun ist ja alles gut. Willst du mir erzählen, was es für ein Traum war?“

„Mama, ich habe von Oma Ayela geträumt. Ich glaub sie braucht unsere Hilfe!“, kaum hatte Emilia den Satz ausgesprochen, erinnerte sie sich.

Grossmutter Ayela war krank und sie hatten sie vor zwei Monaten zu sich nach Deutschland geholt. Die Eltern hatten Emilia damals erklärt, dass es besser für die Grossmutter sei, weil sie soviel vergisst und es gefährlich werden könnte, wenn sie weiter allein in dem grossen Haus in England lebt.

Die Krankheit, die Emilias Oma so veränderte, heißt Demenz.

Auch ein befreundeter Arzt war zu ihnen nach Hause gekommen und hatte der Familie ganz genau beschrieben, was die Krankheit mit Grossmutter Ayela macht und wie sie alle damit umgehen müssten.

Grossmutter Ayela wollte aber auf gar keinen Fall mit ihnen nach Deutschland kommen. Sie wollte in ihrem wunderschönem Haus in England bleiben.

Doch nachdem sie dann erst das ganze Haus unter Wasser gesetzt hatte, weil sie vergaß den Wasserhahn für die Wanne wieder zu schliessen und dann auch noch ein Feuer ausbrach, weil Ayela im Kamin kochen wollte, mussten Emilias Eltern handeln.

Und so fuhren sie alle drei zusammen in den Ferien nach England um Grossmutters Umzug nach Deutschland zu organisieren.

Es war für Emilia sehr schwer ihre geliebte Grossmutter so traurig zu sehen. Und sie konnte auch nicht recht begreifen, was mit Ayela geschah. An manchen Tagen war sie einfach wie immer und spielte mit Emilia oder erzählte ihre alten Geschichten. Aber dann gab es auch Tage, an denen hatte Emilia das Gefühl die Grossmutter wäre eine andere Person und würde sie gar nicht erkennen.

 

Der Tag ihrer Abreise nach Deutschland ist Emilia noch sehr deutlich in Erinnerung.

Die Grossmutter wollte einfach nicht mitkommen. Erst hatte sie sich im Haus versteckt, und als sie dann losfahren wollten, weinte sie ganz fürchterlich und Emilias Vater musste sie fast in das Auto tragen, so sehr hatte sie sich gewehrt.

Als sie sich daran erinnerte, wurde Emilia ganz plötzlich klar: “Unser Auto war die schwarze düstere Kutsche, jetzt verstehe ich es, Mama! Wir haben Grossmutter aus ihrem geliebten Haus geholt, wir haben sie entführt!“

Die Mutter sah Emilia fragend an: „Was redest du da? Was für eine schwarze Kutsche, wovon redest du, Kind? Träumst du etwa noch? Jetzt schlaf wieder ein. Wir reden morgen darüber!“

Aber Emilia wollte nicht wieder einschlafen, sie wollte ihrer Mutter genau erklären was sie erlebt, naja geträumt hatte und was es mit der Grossmutter zu tun hat.

In den letzten zwei Monaten hatte sich Grossmutter Ayela sehr verändert und für die Familie war das Zusammenleben mit ihr nicht immer leicht. Sie hatten der Grossmutter ein sehr schönes Zimmer eingerichtet mit lauter neuen Möbelstücken, die sie extra für Oma Ayela angeschafft hatten.

Emilia fand das Zimmer auch sehr schön, aber Ayela gefiel es überhaupt nicht und Emilias Mutter war sehr traurig darüber.

Sie wollte doch nur, dass sich die Grossmutter wohl fühlt und befürchtete, wenn sie die alten Möbel aus dem Haus in England nehmen, würde sich Ayela zu sehr daran erinnern und wäre traurig.

Auch die vielen neuen Rezepte die Emilias Mutter jetzt immer ausprobierte, damit Ayela das Essen schmeckt und sie Abwechslung hat wurden nie angerührt.

Die Mutter hatte auch eine Menge neuer Garderobe für die Grossmutter aufgetrieben, aber Ayela zog nichts davon an. Sie trug einfach jeden Tag die gleiche dunkelblaue Hose und ihre cremefarbene Bluse. Nur den rosa Blumengürtel den Emilia ihr genäht hatte, band sie gern dazu um.

Es gab kaum Tage, an denen die Grossmutter noch so richtig fröhlich war, obwohl sich Emilia alles erdenkliche ausdachte um Grossmutter Ayela wieder zum Lachen zu bringen.

Aber nach diesem Traum hatte sie eine Idee und die konnte nicht bis morgen warten, sie wollte ihrer Mutter alles erzählen und war gespannt was sie dazu sagte.

„Mama, ich glaube wir machen das alles falsch. Weißt du noch, was der Doktor gesagt hat? Er sagte, dass Demenzkranke sich manchmal in eine andere Zeit zurückziehen, also denken sie leben noch in dieser. Grossmutter macht das doch auch und du erinnerst sie dann immer, dass dies doch viele Jahre her ist und du ihre schon erwachsenen Tochter bist und sie ein Enkelkind hat und so. Ich glaube aber, dass das gar nicht so gut ist. Warum lassen wir Grossmutter nicht einfach wieder Kind sein. Als erstes muss der grosse Schrank aus ihrem Haus in England wieder in ihr Zimmer. Den hatte sie nämlich schon als Kind. Wusstest du das?“

Die Mutter sah Emilia mehr als erstaunt an, aber in ihren Augen sah Emilia winzige Tränen und sie sagte: „Mama, ich weiß für dich ist das wahrscheinlich alles besonders schlimm, aber glaub mir: Oma wird wieder glücklich, vielleicht wird sie nicht wieder dieselbe, aber wir machen sie glücklich!“

Und dann schmiedeten Emilia und ihre Mutter Pläne. Sie erzählten die ganze Nacht und am nächsten Morgen fand Emilias Vater die Beiden zusammen gekuschelt und schlafend auf Emilias Bett.

Nachdem sie den Vater überzeugt hatten, gingen die Umräumarbeiten auch schon los. Emilia hatte währenddessen die Aufgabe mit Grossmutter Ayela ein paar schöne Bilder im Garten zu zeichnen. Die Bilder wollten sie dann in Grossmutters Zimmer aufhängen.

Am Abend war dann das Werk verrichtet und Grossmutters Zimmer sah herrlich alt und englisch aus. Wie ein Zimmer aus Grossmutters Haus in England. An den Wänden hatten sie schöne alte Fotos aus Omas Kindheit gehängt und natürlich die Zeichnungen vom Nachmittag, die jetzt in schönen goldenen Rahmen prangten.

Als Grossmutter Ayela das Zimmer sah, konnte man das Leuchten in ihren Augen sehen und sie schlief an diesem Abend ganz ruhig in ihrem alten Bett aus England ein. Mit einem wunderbar duftenden Tee auf ihrem alten Nachttisch, so wie sie es früher als Kind immer gewohnt war.

Am nächsten Tag bekam die Familie dann eine Einladung zum Tee ins neue Zimmer.

Grossmutter Ayela hatte am Vormittag zusammen mit Emilia einen herrlichen Apfelkuchen nach einem alten Familienrezept gebacken und die beiden hatten einen Riesenspass in der Küche.

Als es dann von Emilias Mutter einen Rüffel für die Unordnung in der Küche gab, konnten Emilia und ihre Grossmutter nur kichern.

Was die Erwachsenen eigentlich immer gegen Unordnung haben!? Manchmal muss ein bisschen Chaos eben sein, damit wieder Ordnung ins Leben kommt.

Als Grossmutters Arzt sich dann bei der nächsten Untersuchung über Ayelas gute Laune freut, berichtet ihm Emilias Mutter von dem wundersamen Traum und dem Zaubermedaillon.

Woher die Stimme im Traum kam, weiß Emilia nicht hundertprozentig, aber sie glaubt bis heute, dass es Grossmutter Ayelas Schutzengel war, der da zu ihr gesprochen hat. Vielleicht wohnt er ja in dem Medaillon und Florinde war gar kein richtiges Kindermädchen, sondern eine Fee mit Zauberkräften.

Naja, egal. Grossmutter Ayela glaubt jedenfalls fest daran und Emilia freut sich jeden Tag auf neue Abenteuer mit ihrer neuen, alten Grossmutter.


 

Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen! 

Bei mir würde es, weil ja jetzt Osterzeit ist, ein österliches (wie unerwartet) Ende geben. Mit Eier färben, Geschenke basteln und natürlich mit einer großen, tollen Osterfeier! Und mit dem entsprechenden, bunten Chaos, inklusive einem Haufen Hasen.

 

Ein Haufen Hasen...
Ein Haufen Hasen…
7 Responses to "Letzter Teil der Regengeschichte (Juhu!)"

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