Die Solidarität wird uns retten.

Liebe Menschen,

Verratet mir: Wie geht es uns, in den Zeiten der Verwirrung, des Wandels und des Stillstands? Sehnen wir uns zurück in das Jahr 2019, als es noch unsere größte Sorge war, ob noch genug Flaschen Cola und nicht etwa genug Flaschen Sterillium im Supermarktregal zu finden waren?

Ja, natürlich tun wir das. Doch die Zeiten ändern sich und auch die jüngsten Generationen können nun einmal eine Periode des scheinbaren Mangels durchleben. Vielleicht bewirken der Verzicht auf soziale Kontakte und überzogenen Konsum sowie die dringende Notwendigkeit des solidarischen Denkens etwas in uns. Vielleicht wandelt diese Zeit den Menschen.

Solidarisches Denken, sage ich. Aber wissen wir denn überhaupt noch, was genau das bedeutet? Haben uns die Veränderungen der letzten Jahrzehnte nicht zu unsozialen, digital-abhängigen, empathielosen Alltagsmaschinen mutieren lassen? Solidarität – frage ich euch und mich selbst – was ist das?

Das „unbedingte Zusammenhalten mit jemandem aufgrund gleicher Anschauungen und Ziele“, so lautet des Dudens offizielle Definition. Doch überzeugt uns das?

Was ist denn, zum Beispiel, wenn ich doch mit meinem Nachbarn keine einzige gleiche Anschauung teile, ist denn dann Solidarität überhaupt möglich? Würden wir den Duden als unser Mantra anerkennen, so müssten wir diese Frage verneinen. Doch der Begriff ist ausweitbar, dehnbar, flexibel. Individuell bestimmt sie sich, diese Solidarität und in Zeiten des Stillstands müssen wir lernen, sie ganz neu zu definieren.

Denken wir an den netten, alten Herren, der im Haus nebenan wohnt. Der euch jeden Tag, auf dem Weg nach draußen mit seinem Spitz an der Leine, ein Lächeln schenkt. 

Denken wir an unsere liebe Freundin, die mit uns schon so viele tolle Erinnerungen geschaffen hat. Die, trotz ihrer kranken Lunge, immer glücklich ist und strahlt wie der Sonnenschein.

Denken wir an unsere Eltern, die sich immer wieder um uns gekümmert haben, wenn es uns schlecht ging. Die uns geliebt haben wie kein anderer und immer für uns da waren, wenn sie konnten.

Jetzt stellen wir uns allen die wichtige Frage: Könnten wir noch ruhig schlafen, wenn wir wüssten, diese Menschen und noch viele mehr würden mit ihrem Leben kämpfen? Und das, aufgrund unseres Egoismus und unserer Unfähigkeit zu verzichten und uns einzuschränken? 

Und genau hier kommt die Solidarität ins Spiel. Wir müssen, den anderen und insbesondere unseren Teuersten zuliebe, solidarisch handeln, in kritischen Zeiten wie diesen. Eine Pandemie aufzuhalten oder schnellstmöglich einzudämmen ist dem Menschen fast unmöglich. Doch wir können unsere Hoffnungen in unsere eigene Vernunft und Solidarität setzen und damit, die Auswirkungen dieser Krise weitläufig eingrenzen.

Doch wie können wir uns sicher sein, dass die Menschheit diese Notwendigkeit versteht und umsetzt? Können wir uns überhaupt sicher sein? Eines ist sicher: Es verlangt uns ein starkes Vertrauen in unsere Gesellschaft ab, die wir wohl nicht immer aufbringen können. Ein Blick ins Weltgeschehen reicht, um zu erkennen, dass die wenigsten Nationen verstehen, worum es wirklich geht. Die wenigsten verstehen, wie man diesen seit Jahren antrainierten Egoismus in die dunkelste Ecke unseres Verstands verbannt und solidarisch handelt, mit dem Wohl der Menschheit im Blick.

Es bleibt uns nur das Vertrauen und ein schallend-lauter Appell an die Menschen.

Und hiermit appelliere ich an euch, liebe Mitmenschen:

Ich bitte euch, für einen kurzen Moment in euch zu kehren und zu suchen, nach dem Gefühl der Solidarität. Irgendwo, zwischen Verstand und Liebe, werdet ihr fündig werden. Und nun schafft sie ans Licht und verinnerlicht dieses Gefühl. Denn heute brauchen wir unser aller Gemeinschaftsgeist. Es wird von uns verlangt. Von uns, für uns.

Gemeinsam schaffen wir es, der Pandemie standzuhalten und zu beweisen, dass die Alltagsmaschinen, die wir selbst aus uns gemacht haben, doch noch Gefühle zeigen und einander vertrauen können. Wir haben alle ein Herz in unserer Brust, dass in jeder Minute rasch schlägt. Lasst uns diese Herzen nutzen. Lasst uns gemeinsam durch diese schweren Zeiten des Stillstands schreiten und Hand in Hand wieder heraus finden, um in unser gewohntes Leben zurück zu kehren.

Und ich war mir noch nie so sicher wie, wenn ich hier und jetzt sage:

Die Solidarität wird uns retten.

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